Adaptive Parentifizierung

Adaptive Parentifizierung ist ein etwas irreführender Begriff. Parentifizierung im Sinne der Definition lässt ein pathologisches Maß an Verantwortung und Last für ein Kind vermuten. Wer Kinder in einem angemessenen Ausmaß zur Beteiligung an der Führung des Haushaltes beteiligt, handelt pädagogisch richtig.

Die adaptive Parentifizierung als die etwas „gesündere“ Form der teilweisen Übernahme von Elternpflichten durch Kinder verdient keine Störungsbeschreibung. Genau genommen müsste es „Übernahme von Aufgaben in einem gesunden Ausmaß“ heißen.

Auf dieser Seite von Parentifizierung.de (zu parentes, lat. die Eltern) finden Sie einen Artikel, der Ihnen Sicherheit bei der Beantwortung mehrerer Fragen bieten soll:

  • Wie viel Hilfe im Haushalt ist gesund?
  • Ab wann rutscht ein Kind in die Elternrolle?
  • Ist Familientherapie die Lösung für alles?

Angemessene Unterstützung in einer Familie, zum Beispiel in Form von zeitweiser Betreuung oder Versorgung jüngerer Geschwister und Hilfe im Haushalt, ist normal und gesund.

Eine Kindheit mit Übernahme von Pflichten zur Entlastung eines Elternteils oder beider Elternteile ist für die Entwicklung des Kindes zu einem sozialen Wesen förderlich.

Das Kind lernt früh, die Bedürfnisse anderer Menschen zu erkennen und ein gesundes Bindungsmuster zu entwickeln.

Wenn die Eltern-Kind-Beziehung aus dem Ruder läuft, kann das Kindeswohl in Gefahr geraten.

Die Parentifizierungsdynamik kann schleichend einsetzen und fast unbemerkt die Grenzen zwischen der Elternebene und der Kinderebene verschwinden lassen.

Parantifizierung (auch: Parentifikation) ist in allen anderen Formen eine Umkehr der Rollenzuschreibung in der Familienstruktur. Die Generationsgrenzen werden überschritten. Im Familiensystem kann es

Welche Arten der Parentifizierung gibt es?

Neben der hier beschriebenen adaptiven Parentifizierung (der freiwilligen Übernahme von Verantwortung) gibt es die horizontale und die vertikale Form der Parentifikation.

Eine destruktive Parentifizierung können Außenstehende an ungewöhnlich hoher Loyalität der Kinder gegenüber einem Elternteil oder beiden Eltern erkennen.

Wann beginnt ein emotionaler Missbrauch des Kindes im Rahmen von Parentifizierung?

Immer dann, wenn eine Elternrolle übernommen werden soll. Wenn es darum geht, die Kindheit im Rahmen einer Rollenumkehr gegen einen Erwachsenenstatus einzutauschen.

Sobald es keine Hierarchie mehr in Sachen Verantwortung gibt, ist im Rahmen der Bindungstheorie von einer Störung die Rede.

Konflikte und Störungen hinsichtlich der Familienstruktur können vermehrt im Rahmen einer Trennung der Eltern auftauchen.

Wie läuft ein gesunder Abschied der Kinder von den Eltern ab?

Ein gesunder Abschied aus der Kinderrolle ist der Auszug aus der elterlichen Wohnung oder dem Haus.

Im Kinder müssen eines Tages Abschied von den Eltern nehmen. Bezogene Individuation ist der beste Weg, sie wurde von Prof. Dr. Helm Stierlin beschrieben.

In einem dafür angemessenen Alter gehen die Kinder im Idealfall ihre eigenen Wege. Sie entwickeln eine eigene Meinung, nabeln sich ab, finden Partner, gehen außerhalb der Ursprungsfamilie eine Bindung ein.

Wofür ist ein guter Abschied der Kinder von den Eltern entscheidend?

Wenn das Kind oder die Kinder in harmonischer Weise (auch wenn es Konflikte geben kann und darf) ablöst, wird es auch später eine tragfähige Beziehung zu den Eltern haben können.

Mit anderen Worten: Trennung ist gut zur Prävention von Bindungsstörungen. Jeder Mensch hat in einem gewissen Kontext eine andere Rolle. Solange dem Elternteil und den Kindern klar ist, wer in welcher Rolle ist und möglichst bleibt, bestehen gute Aussichte auf eine gesunde Entwicklung des gesamten Familiensystems.

Weitere Themen zum Phänomen der Parentifizierung

Auf den Seiten von Parentifizierung.de sollen Sie möglichst zu jedem Thema Beiträge und auf alle Fragen Antworten finden.

Brauchen wir eine Familientherapie?

Wer sich die Frage nach einer Familientherapie stellt, scheint ein Problembewusstsein zu haben. Häufig kann in solchen Fällen eine gemeinsame, familieninterne Beratung und Besprechung helfen, dass Familien wieder in Gleichgewicht kommen.

Was sind die Auswirkungen von Parentifizierung?

Lesen Sie hier einen der Leitartikel auf Parentifizierung.de zum Thema Folgen der Parentifizierungsdynamik.

Welche Gefühle können parentifizierte Kinder entwickeln?

Wut, aber auch Stolz (wegen der „großen Aufgabe“), Ohnmacht, Zorn und Trauer: Parentifizierte Kinder sind oft in einer Achterbahn aus Gefühlen gefangen. Hier geht es zu einem Artikel über die Gefühle der Kinder bei einer Parentifizierung.

Johannes Faupel
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