Double Binds sind schwer erträgliche psychische Zustände. Erfahren Sie, wie Sie sich befreien können.
Double Binds (Doublebinds, Doppelbindungen, Doppelbindungstheorie) sind dysfunktionale, gestörte und stets ein Dilemma hervorrufende Kommunikationsmuster. Unter Befolgung aller Anweisungen kann es weder ein Entrinnen noch eine Lösung geben. Doppelbindungen sind auf funktionaler Ebene wie ein Orientierungssystem, das gleichzeitig rechts und links abzubiegen befiehlt. Als Lösungsversuche bleiben also nur Stillstand (Katatonie, med. f. Bewegungsunfähigkeit bis zur Starre) oder eine Richtung einzuschlagen, während so getan wird, als wäre man gar nicht oder in der anderen Richtung unterwegs (schizophrenes Verhalten).
Double Bind – wie ich es mache, ist es falsch
Ein Double Bind kann zu einer existenzgefährdenden Strategie führen, denn es müssen gleichzeitig zwei entgegengesetzte Anweisungen befolgt werden. Es soll aber gleichzeitig die Gegenseite nichts davon erfahren.
- Kinder handeln wie Doppelagenten – und in beiden Lagern lauert als Höchststrafe der Liebesentzug.
- Wie eingangs am Beispiel eines Orientierungssystems beschrieben, gibt es in diesem Dilemma keine Lösung.
- Es bleiben nur Vermeidungsstrategien, damit die eine, halbe Lösung von der Seite mit der entgegengesetzten Anweisung nicht bemerkt wird.
- Der Konflikt ist bei Doppelbindungen nicht nur vorprogrammiert. Er liegt im Wesen der Doppelbindung selbst.
Beispiel aus der Zeitschrift „Familiendynamik“ aus der Ausgabe Mai 1976, Selvini Palazzoli, Mara; Boscolo, Luigi; Cecchin, Gianfranco; Prata, Giuliana
Psychotherapie bei Familien mit schizophrener Transaktion
Die Autoren beschreiben die physiologische Parentifizierung eines Kindes als eine offene und direkte Bitte um Hilfe. Das kann dann der Fall sein, wenn eine Mutter oder ein Vater dem Kind mitteilt, dass das Kind gebraucht werde, sei es als Gesprächspartner, Sachwalter oder Mediator in einer Beziehungskrise. In Familiensituationen mit schizophrener Transaktion tauchen Pseudo-Bitten auf. Diese werden indirekt durch paradoxe Botschaften geäußert. Sie stehen zu dem, was gegenüber dem Kind außerdem geäußert wird und zu dem, was auf weiteren Ebenen vom Kind verlangt wird, im Widerspruch.
Jeder Elternteil befiehlt mehr oder weniger offen – meistens aber auf eine sehr subtile Weise – dem Kind:
„Hilf mir, stelle dich auf meine Seite, aber es darf nicht so aussehen, als würdest du dich gegen jemanden stellen“ (hier liegt die eine Doppelbindung)
„Lass dir von meiner Partnerin (Deine Mutter) meinem Partner (Deinem Vater) helfen. Er / sie bemüht sich, eine richtige Mutter /ein richtiger Vater zu sein (kann es aber nicht). Du sollst aber für mich gleichzeitig eine richtige Mutter / ein richtiger Vater sein. Nur dann darfst du das sein, was ein richtiges Kind für mich sein sollte.“ (eine weitere Doppelbindung)
Das liest sich verrückt?
Doppelbindungen können regelrecht verrückt machen, in die Schizophrenie führen.
Im Artikel der „Familiendynamik“ von 1976 steht wörtlich: Es erstaunt daher nicht, dass etwa ein zehnjähriges, seit seinem vierten Altersjahr psychotisches Kind mit dieser unmöglichen Situation in der lästigen Art fertigzuwerden versuchte, dass es wie ein Falter zwischen Vater und Mutter hin- und her flatterte, während diese — in den beiden entgegengesetzten Ecken des Zimmers sitzend — den Therapeuten die tiefe Harmonie ihrer Ehe schilderten.
Thematisch verwandt: Doppelbindungstheorie | Doppelbindung | Gregory Bateson | Paul Watzlawick | Burnout | schizophrene Muster | Zwickmühle
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Schuldgefühle beim Kind, weil es „scheitert“