Soll ich meinen Eltern alles verzeihen, was sie nicht richtig gemacht haben? In der Beratung kommt immer wieder diese Frage auf. Hierzu ist eine Unterscheidung wichtig. Kinder erfahren als ohnmächtige Individuen Gewalt: Schläge oder psychische Gewalt, wie dies bei einer Parentifizierung zumindest latent immer der Fall sein kann. Wer sich als Erwachsener die Frage stellt, ob er seinen Eltern alles verzeihen soll, kann dabei in eine Falle tappen.
Erwachsene können nicht stellvertretend für ihre Kind-Anteile von damals, die vieles erlitten haben, alles verzeihen.

Alles verzeihen? Es ist hilfreich, ohne etwas nachzutragen, die inneren Kind-Anteile zu achten und ihnen als Erwachsener zur Seite zu stehen
Verzeihung ist möglich – aber mit genauer Differenzierung
Welchen Preis zahlt ein Mensch fürs Nachtragen?
Vielleicht regt sich in Ihnen Widerstand, wenn Sie diese Zeilen lesen. Nachtragen ist ein Merkmal von Depression. Depression wiederum ist (auch) der Versuch, die Vergangenheit nachträglich zu ändern.
Da dies nicht möglich ist – z. B. die Eltern im Nachhinein oder sogar Posthum dazu zu bringen, doch noch anders zu sein, erleben Kinder aus dysfunktionalen Parentifizierungssystemen immer wieder Niederlagen.
Verzeihen hängt mit zeihen = strafen zusammen. Streichen Sie alle Bestrafungsideen
Entscheiden Sie sich als erwachsene Person, keine weiteren inneren Gerichtsverhandlungen zu führen. Das ist ein gutes Maß an Aufarbeitung der Vergangenheit. Als Kind haben Sie manchen Kampf verloren. Jetzt sind Sie erwachsen und brauchen nicht mehr zu kämpfen.
Behalten Sie gleichzeitig im Sinn, dass es Persönlichkeitsanteile (Ego-States) von Ihnen geben dürfte, die sich sowohl heute als auch noch in 20 Jahren genau an das erinnern können, was damals gelaufen ist.
Diese inneren Seiten brauchen Ihren Beistand als Erwachsener.
Wenn Sie Hilfe bei der differenzierten Betrachtung Ihrer inneren Anteile suchen, verweise ich gerne auf meine Seite zum Ego-State-Coaching. Anders als Psychotherapie, in der oft alte Probleme thematisiert und Lösungen gesucht werden, erhalten Sie im Ego-State-Coaching eine kompakte Sitzung, in der wir den Fokus auf die Entwicklung einer tragfähigen Beziehung Ihres Erwachsenen-Ich mit den einzelnen Persönlichkeitsanteilen legen. Mehr über diese Form der besonders wertschätzenden lösungsorientierten Beratung und Informationen über Ego-States finden Sie hier.
So finden Sie zu einem versöhnlichen Umgang mit sich selbst
In der differenzierten Betrachtung der eigenen Persönlichkeitsanteile liegt der Schlüssel zu einem gelassenen und friedfertigen Umgang mit sich selbst.
- Ich kann mich darin annehmen, dass ich ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl habe, das schnell verletzt sein kann
- Ich ertrage an mir, dass ich gelegentlich missmutig bin, ungeduldig und aufbrausend. Ich wende mich in solchen Situationen genau den Anteilen in mir zu, die früher einmal viel Ohnmacht erlebt haben.
- Ich achte und schätze meine verschiedenen Ich-Anteile aus den Tagen der Kindheit und des Heranwachsen, die viel ausgehalten und geschafft haben, sich womöglich schon aus der Parentifizierung gelöst haben.
Links zu weiterführenden Informationen auf parentifizierung.de – lesen Sie sich ein.
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Schuldgefühle beim Kind, weil es „scheitert“

Wie Wellen im Wasser: ein Satz in der Kindheit oder Jugend kann sich aufs Leben ausbreiten