Instrumentelle Parentifizierung

Kurzdefinition und Unterscheidung zwischen Instrumenteller und Emotionaler Parentifizierung.

Instrumentelle Parentifizierung: Hier muss ein Kind zu seinem Nachteil in großem Umfang Erwachsenenaufgaben wie Putzen, Einkaufen oder Kochen übernehmen oder sich um andere Familienmitglieder kümmern. Dies geschieht oft ohne elterliche Aufsicht, zeitliche Begrenzung und Anerkennung.

Emotionale Parentifizierung: Das Kind wird Zeuge elterlicher Konflikte oder von einem oder beiden Elternteilen in Konflikte zwischen den Eltern hineingezogen. Implizit wie explizit kann dem Kind die Erwartung der Rolle als Friedensstifter oder Partnerersatz zugesprochen werden.

Was sind Beispiele für instrumentelle Parentifizierung?

Instrumentelle Parentifizierung lässt sich an der Überforderung des Kindes durch ein ungesundes Ausmaß an struktureller Unterstützung des Familienlebens erkennen.

  • Das Kind als inoffizieller Haushaltsvorstand: Das Kind übernimmt große Teile der Haushaltsführung: Putzen, Kochen, Wäsche, Einkaufserledigungen.
  • Erziehung und Pflege der Geschwister: Das parentifizierte Kind fühlt sich für Pflege, Betreuung und Erziehung jüngerer Geschwister verantwortlich. Ein natürliches geschwisterliches Zusammenleben ist nicht möglich.
  • Das parentifizierte Kind als Pfleger von Mutter, Vater oder beider Eltern: Ein kranker oder behinderter Elternteil macht Zuwendung erforderlich. Im Rahmen der Parentifizierung übernimmt das Kind – auch das erwachsene Kind – die Aufgaben, die sonst einem professionellen Pflegedienst zukommen: Hilfe beim Anziehen, Vorbereitung von Mahlzeiten, Verabreichung von Medikamenten und Unterstützung bei der Mobilität (Fahrten zum Arzt etc.)
  • Finanzielle Verantwortung: Das Kind könnte dazu gebracht werden, die Haushaltskasse zu führen oder z. B. Geld vor einem trinkenden Elternteil zu verbergen.
Johannes Faupel
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