Was sind die Folgen der Parentifizierung für Kinder?
Beim Stichwort Parentifizierung denken die meisten Menschen verständlicherweise zuerst an negative Folgen. Als ressourcenorientierter Systemiker erwähne ich auch die Chancen, die sich selbst nach einer schwierigen Startphase ins Leben ergeben können.
- Was sind die Folgen der Parentifizierung für Kinder?
- Welche emotionalen Folgen kann Parentifizierung für Kinder haben?
- Was passiert bei der Unterdrückung von Emotionen?
- Wie kann Parentifizierung im Kindesalter die Beziehungen im Erwachsenenalter beeinflussen?
- Wie wirkt sich Parentifizierung auf das Selbstbild und Selbstwertgefühl aus?
- Können durch Parentifizierung psychosomatische Beschwerden entstehen?
Welche emotionalen Folgen kann Parentifizierung für Kinder haben?
Kinder in der Verstrickung einer Parentifizierung können Schwierigkeiten entwickeln, eigene Gefühle wahrzunehmen, einzuordnen und adäquat auszudrücken.
Ein Kind ist selten dazu in der Lage zu sagen: „Es reicht, ich bin ein Kind und will ein Kind bleiben – jetzt brauche ich Hilfe!“ Kinder neigen in ihrer Loyalität eher dazu, die Gefühle und die emotionalen Bedürfnisse ihrer Eltern für wichtiger zu halten als ihre eigenen.
Was passiert bei der Unterdrückung von Emotionen?
Wer seine emotionalen Bedürfnisse dauerhaft unterdrückt, sendet im Klartext diese Botschaft an sich selbst: „Unwichtig – es spielt keine Rolle, wie ich mich fühle. Hauptsache, den anderen geht es gut. Das wichtigste ist, dass wir hier keinen Streit, keinen Krach in der Wohnung haben.“
Die permanente Unterdrückung von Emotionen und eigenen Wahrnehmungen führt zu einer Lebenshaltung der Vermeidung. Es kann sich ein ängstlich-vermeidender Charakter herausbilden.
Wie kann Parentifizierung im Kindesalter die Beziehungen im Erwachsenenalter beeinflussen?
Es kann dazu kommen, dass im Kindesalter parentifizierte Menschen auch in späteren, außerfamiliären Beziehungen die Verantwortung für die Gefühle und Bedürfnisse anderer übernehmen. Langfristige Folgen der Parentifizierung können sich also als gestörte Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit der Betroffenen äußern. Gesunde Grenzen zu setzen, Nein zu sagen – das alles fällt eher schwer. So können sich die betroffenen, erwachsenen Kinder i ungesunden, ungleichen und co-abhängigen Beziehungen wiederfinden.
Wie wirkt sich Parentifizierung auf das Selbstbild und Selbstwertgefühl aus?
Die Parentifizierung kann das Selbstbild und das Selbstwertgefühl eines Kindes tiefgreifend beeinflussen. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten, ihr eigenes Wohl als wichtig zu erachten, und neigen dazu, ihr Selbstwertgefühl auf der Grundlage ihrer Fähigkeit zu bestimmen, für andere zu sorgen. Dies kann zu einem Muster der Selbstvernachlässigung und zu Schwierigkeiten bei der Selbstfürsorge führen.
Können durch Parentifizierung psychosomatische Beschwerden entstehen?
Die chronische Stressbelastung, die mit der Parentifizierung einhergeht, kann auch zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen. Dies kann sich in Form von Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und anderen stressbedingten gesundheitlichen Problemen manifestieren.
Die Folgen der Parentifizierung können vom Alter des Kindes, der Dauer und Intensität der Parentifizierung und der Verfügbarkeit von unterstützenden Ressourcen und Beziehungen abhängen Negative Folgen sind nicht unvermeidlich.
Mit angemessener Unterstützung und „Nachbeelterung“ können die betroffenen Personen lernen, in ihre Kraft zu kommen und ein erfülltes Leben zu führen.