Wie können Sie Parentifizierung erkennen?

Parentifizierung können sie daran erkennen, dass in Familien Grenzen überschritten werden. Wenn Generationsgrenzen verschwimmen und aus Kindern Elternteile werden, kann dies äußerlich sehr loyal wirken. Die von vielen vertretene Meinung: Kinder, die sich ihrer Eltern annehmen, sind gute Kinder. Das trifft zwar grundsätzlich zu, doch muss man unterscheiden und dafür genau hinsehen. Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die auf eine Parentifizierung hindeuten können:

Intime Details aus der Beziehung der Eltern werden zum Gesprächsthema gemacht

  • Eine Mutter offenbart sich ihrer Tochter oder ihrem Sohn mit intimen Details aus der Beziehung, z. B. aus dem Ehebett
  • Ein Vater rechtfertigt sich gegenüber den Kindern für seinen Seitensprung damit, dass – „wie man ja sehen kann, ohnehin nichts mehr läuft zwischen uns“
  • Ein Elternteil versucht, im Kind einen Verbündeten gegen eine Nebenbuhlerin aufzubauen
  • Das Kind wird zum Paartherapeuten erklärt

Derartige und vergleichbare Verschiebungen von Rollen können zu folgenreichen Zwickmühlen (Double-Binds) führen. Das Kind ist von Natur aus bestrebt, beide Eltern zu achten und zu lieben, von beiden Eltern Anerkennung zu erfahren. Wie aber soll ein Kind damit umgehen, wenn es in pikante, schmerzende Details aus der Beziehung der Eltern eingeweiht wurde? Wie soll es hier dem Elternteil, über den geredet wurde, noch unbefangen begegnen können?

Selbsttest Parentifizierung

Sie können relativ einfach herausfinden, ob Sie zu Ihren beiden Eltern eine ausreichend distanzierte Beziehung aufgebaut haben.

  • Können Sie guten Gewissens Entscheidungen für Ihr Leben treffen, die nicht mit den Wertvorstellungen Ihrer Eltern übereinstimmen?
  • Leben Sie mit Ihrer Partnerin / Ihrem Partner auch dann glücklich, wenn sich Ihre Eltern eine andere Form von Partnerschaft für Sie gewünscht hätte?
  • Sind Sie in Ihrem Leben glücklich, auch wenn Sie einen Elternteil oder beide Eltern als unzufrieden bzw. unglücklich erleben?
  • Können Sie Ihr Leben genießen, obwohl Ihre Eltern (oder ein Elternteil) nicht über all das (Urlaub, Partnerschaft, Wohlstand, Ausgeglichenheit, Freiheit, selbstentwickelte Wertvorstellungen) verfügen, aus dem Sie Kraft schöpfen?
  • Können Sie heute gelassen bleiben, auch wenn Ihnen früher mit Liebesentzug gedroht wurde, sobald Sie Ihre Position einnehmen wollten?
  • „Dürfen“ Sie finanziell und anderweitig erfolgreich sein, auch wenn Sie es von zu Hause nicht kennen?

Dieser Selbsttest ist nicht vollständig und daher nicht repräsentativ. Er kann Ihnen aber dabei helfen, Parentifizierung erkennen zu lernen. Warum?

Können Sie eine oder zwei der oben stehenden Fragen mit Ja beantworten? Dann könnte es gut sein, dass Sie sich entweder aus einer Rollenumkehr befreit haben oder keine umgekehrte Rolle eingenommen hatten.

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Johannes Faupel
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