Was gegen den Kontaktabbruch durch Kinder spricht

Das schwere Erbe, das Kinder ihren eigenen Kindern, den Enkeln der „verstoßenen“ Eltern auferlegen.

Die Enkel der „verlassenen“ Eltern wachsen in der fatalen Überzeugung auf, sie hätten keine Großeltern oder diese wären Monster, zu denen jeder Kontakt eine Gefahr darstellt. Ob dies im Einzelfall zutrifft, sollten Erwachsene sorgfältig prüfen, um ihren Kindern keine Beziehungsstörung in die Wiege zu legen.

In der Adoleszenz bilden sich Charakter und Beziehungsfähigkeiten heraus. Das Signal an das eigene Kind: „Dein Großvater (mein Vater) ist eine Persona non grata“ ist eine enorme Überforderung für das Kind.

Niemand hat ein Recht, eigene Beziehungskonflikte den Kindern aufzuerlegen.

Bezogene Individuation – das Konzept von Helm Stierlin als Vorlage zur Entwicklung emotionaler Reife

Die bezogene Individuation, ein Konzept des deutschen Psychoanalytikers Helm Stierlin, stellt einen innovativen Ansatz in der Entwicklung emotionaler Reife dar. Stierlin postuliert, dass wahre individuelle Reife nicht isoliert, sondern in der dynamischen Interaktion mit wichtigen Bezugspersonen erreicht wird. Dieses Konzept betont die Bedeutung von Beziehungen und die Fähigkeit, sich selbst als einzigartiges Individuum innerhalb dieser Beziehungen zu definieren und zu entwickeln. Die bezogene Individuation erfordert, dass man sowohl Autonomie als auch Verbundenheit balanciert, was zu einer gesunden emotionalen Reife führt. Indem man lernt, eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele in Einklang mit den Beziehungen zu anderen zu bringen, fördert die bezogene Individuation ein tiefes Verständnis für sich selbst und für die, die uns umgeben. Stierlins Ansatz bietet somit eine wertvolle Perspektive für die persönliche Entwicklung und für die Bewältigung zwischenmenschlicher Herausforderungen.

Soziale Beziehungen

Wie die Entwicklung des Selbst in Beziehung zu anderen stattfindet, einschließlich Familie, Freunden und der Gesellschaft.

Selbst- und Fremdwahrnehmung

Wie Individuen sich selbst sehen und von anderen gesehen werden, und wie diese Wahrnehmungen den Prozess der Individuation beeinflussen.

Emotionale Autonomie

Die Fähigkeit, emotionale Unabhängigkeit in Beziehungen zu bewahren, während man gleichzeitig enge und bedeutungsvolle Verbindungen unterhält.

Identitätsbildung

Die Entwicklung einer stabilen Identität, die sowohl persönliche Einzigartigkeit als auch soziale Zugehörigkeit umfasst.

Konflikt und Versöhnung

Die Rolle von Konflikten in Beziehungen und deren Bedeutung für den Prozess der Individuation und der Entwicklung von Reife.

Erwachsene Menschen, die jede Beziehung zu ihren Eltern abbrechen, auch wenn es keine häusliche Gewalt oder anderweitige kriminelle Vorgänge gab, verletzen nicht nur die verstoßenen Personen. Sie versetzen auch ihre eigenen Kinder in einen massiven Loyalitätskonflikt. Vom eigenen Kind wird erwartet, den Kontaktabbruch zu den Großeltern als richtig zu akzeptieren. Damit wird dem eigenen Kind eine schwere Bürde auferlegt. Es kann nicht aus freiem Herzen entscheiden, zu wem es sich (auch) hingezogen fühlt.

Großeltern sehen und lieben zu dürfen, zählt zu den nicht nur emotionalen Grundrechten

Kleinkinder sind noch nicht in der Lage, umfassend über sich, ihre Emotionen und die komplexen Wechselwirkungen in ihrem sozialen System zu reflektieren. So kommt es dazu, dass sie sich im Streit etwa um ein Spielzeug zurückziehen, schmollen und nicht mehr sprechen.
Für reife erwachsene Personen ist dies keine Option.