Loyalitätskonflikte – wie Solidarität zur Falle werden kann
Der Loyalitätskonflikt bei Scheidungskindern
Loyalitätskonflikte sind typische Zwickmühlen. Sie tauchen oft im Zusammenhang mit Trennungen, Ehescheidungen bei den Kindern (Scheidungskinder) auf. Wie sich die Kinder bei einer Scheidung auch entscheiden, sie entscheiden sich automatisch gegen einen Elternteil – und wollen doch beide Eltern lieben dürfen.
Ähnliche, im Sinne des Zielkonflikts nicht lösbare Konflikte tauchen an anderen Stellen im Leben auf, auch wenn keine Scheidung im Hintergrund steht.
Diese Art von Konflikten ist ein Paradebeispiel für das Dilemma, wenn man es allen recht machen will. Das Dilemma erzeugt eine negative Selbstwahrnehmung, weil man seine Loyalität eben nicht gleichmäßig verteilen kann. Deswegen ist der Konflikt mit der Loyalität oft sogar ein existenzielles Dilemma.
Der Loyalitätskonflikt als Familienmuster
Ein Loyalitätskonflikt ist auch dann gegeben, wenn jemand vor einer Entscheidung steht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit seinem Wohl dienen würde – aber nichts unternimmt, weil er in einen Konflikt gerät. Beispiel: Eine Tochter würde gerne ins Ausland gehe und Karriere machen, aber sie „opfert“ ihr Leben für ihre pflegebedürftige Mutter. Aus einem solchen Lebensabschnitt kann sich dann später eine Fortsetzung in der eigenen Familie entwickeln.
Loyalitätskonflikte – Problematik
Eine der großen Schwierigkeiten bei Loyalitätskonflikten sind die oft unsichtbaren Bindungen, die hinter ihnen stehen. Es kommt zu ausgesprochenen, aber auch sich selbst auferlegten Verpflichtungen. „Wie ich deine Großmutter bis zu ihrem Tod gepflegt habe, so wirst du das mit mir auch machen“ – oder: „Ihr sollt mal etwas Besseres werden als wir“ (also wird Jura studiert, ob man das will oder nicht).
Da vieles verdeckt läuft in diesen Zwick Deshalb benötigt der Berater eine gute Beobachtungsgabe und viel Feingefühl, um Bindungen überhaupt erst einmal sichtbar, erfahrbar zu machen.
Loyalitätskonflikte – Kennzeichen
Es geht bei dieser Art von Konflikten immer um unlösbare Aufgaben:
- Ich will am Ort A sein und gleichzeitig am Ort B – jedem leuchtet ein, dass das nicht erreichbar ist. Und doch unternehmen Menschen Anstrengungen, das Unmögliche möglich zu machen.
- Ich will meine Sympathie, meine Zeit und meine Zuwendung gerecht verteilen
- Ich bin der Informationskatalysator, der Diplomat und Vermittler: sage Person A nicht, wie schlecht Person B über sie spricht. Und ich erzähle Person B nicht, wie schön es bei Person A ist (obwohl ich das müsste, weil es die Wahrheit ist und nur dies Person A gerecht wird, aber dann ist Person B von mir enttäuscht oder sogar wütend auf mich).
- Ich will es allen recht machen, alle sollen glücklich sein (wie es mir dabei geht, spielt keine Rolle)
- Menschen mit Loyalitätskonflikten reagieren unterschiedlich, wenn sie sich ihrer Lage bewusst werden: manche verdrängen das Thema, andere wollen es aufarbeiten
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Schuldgefühle beim Kind, weil es „scheitert“